Besichtigung des geplanten AVL-Deponiegeländes
Ungefähr 60 Bürgerinnen und Bürger nutzten trotz des schlechten Wetters letzten Sonntag das Angebot der SPD-Ortsvereine Großbottwar und Beilstein zur Besichtigung des möglichen Deponiegeländes der AVL in der Nähe des Sauserhofes. Erst vor Ort kann man so richtig erahnen, welche Ausmaße die Deponie einnehmen soll, die bei der AVL in der engeren Auswahl steht. Neben Erdaushub der Klasse DK 0 plant die AVL auch Bauschutt der Klasse DK I aufzunehmen, die bedenkliche Schadstoffe, wie beispielsweise Asbest enthalten können. Die Deponie benötigt daher für viele Jahrzehnte aufwendige technische Maßnahmen, um eine Emission von Schadstoffen über Luft oder Wasser zu unterbinden. Zudem schließt die AVL auch nicht aus, dass die gerade einmal 300 Meter vom Ortsrand des Sauserhof entfernte Deponie leicht-radioaktiven Bauschutt vom Rückbau des Kernkraftwerks Neckarwestheim aufnehmen wird. Darüber hinaus sollen auf dem Gelände Verbrennungsanlage für Holzsperrmüll, eine Kompostieranlage und einen Wertstoffhof entstehen, so dass man von einer Industrieanlage inmitten von Ackerflächen und Streuobstwiesen sprechen muss.
Vor Ort wurde bei der Besichtigung eindrücklich bewusst, dass die Deponie gerade mal den Mindestabstand zur Wohnbebauung einhält, und zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität vieler Bottwartäler führen wird. Das wird auch die Oberstenfelder treffen, die teilweise das Deponiegelände direkt einsehen können und aufgrund des üblicherweise vorherrschenden Westwinds sämtlich Lärm- und Staubemissionen abbekommen werden. Alle betroffenen Gemeinden im Bottwartal müssen dann noch den zusätzlichen Lieferverkehr bewältigen. Das geplante Deponiegelände liegt im letzten Zipfel des Landkreises an der Grenze zum Landkreis Heilbronn und wird so unweigerlich zu einem erheblich verstärkten Verkehrsaufkommen von PKW und LKW führen.
Die Kritik der Bürger richtet sich auch an die kommerziellen Interessen der privatwirtschaftlichen AVL GmbH. Seit über 20 Jahren nimmt die AVL Bauschutt und Schlacken aus der Region Stuttgart ab. Mit bis zu 214.000 Tonnen pro Jahr landete zum Teil mehr Bauschutt, Erde, Gips und Schlamm aus der Region Stuttgart auf Ludwigsburger Deponien, als im Landkreis selbst entstehen. Allein mit 80.000 Tonnen Schutt aus Stuttgart 21 rechnet die AVL bis 2024. Für die AVL ist das ein gutes Geschäft. Dass dadurch die bestehenden Deponien im Landkreis schneller an ihr Limit kommen, scheint bei der AVL für weniger Bedenken zu sorgen. Schnell drängt sich der Verdacht auf, dass der Standort Großbottwar in die engere Auswahl kam, weil er aufgrund der Größe von 45 ha das lukrative Geschäft mit der Region Stuttgart für weitere 52 Jahre ermöglicht.
Unglücklich ist die Position des von den Grünen geführten Umweltministeriums, welches einen umweltschädlichen Transport von Deponieabfällen aus der ganzen Region bewusst in Kauf nimmt. Anstatt die Emissionsprobleme in der Region Stuttgart in den Griff zu bekommen, werden weitere Belastungen im Bottwartal in Kauf genommen. Dabei sollte die Regierung in Stuttgart endlich handeln und den Tourismus von Müll im Land mindern, denn nachhaltig ökologisch und ökonomisch werden in Zukunft nur kurze Transportwege für Abfälle sein.
Der Besuch vor Ort brachte zwei Kenntnisse: Das Bottwartal, mit seinen zahlreichen Obstwiesen, Kleinbiotopen und Äckern darf nicht zur Müllhalde der Region Stuttgart verkommen. Und: Diese Planung geht alle Einwohnerinnen und Einwohner des Bottwartals etwas an.
Oliver Hartstang (SPD-Ortsverein Großbottwar)